Tag 08 – Teufel auch
Wilde Zeiten gibt es immer, merket Büttner an, bevor er in der Küche verschwand und das Abendessen zubereitete.
Werte oder was?
Derweil grübelten die Dudes, was Büttner wohl meinen könnte. Ging es ihm um die europäischen und westlichen Werte? Werte wie Konkurrenz, Individualität und Menschenrechte? Ging es ihm um konfuzianischen Hokuspokus? Ging es ihm um Tianxia?
Kriegstreiberei oder Freiheitskampf?
Der Präsident aus einer der östlichen Provinzen lies sich virtuell ins metalabor schalten, um eine kämpferische Rede zu halten. Er lobte das faschistische Regiment, dass in einem Stahlwerk ausharrte. Die Redakteure der FAZ zitierten daraufhin Durchhalteparolen aus dem letzten großen Krieg. Sie skandierten, dass Helden im Kampf sterben und nicht in irgendwelchen Kesseln oder Stahlwerken verhungern würden.
Ersaufen tun
Die Züge waren derweil voll mit Flüchtlingen. Ausgenommen derer, die man im Mare Nostrum ersaufen lies. Europa, was haben wir dich lieb sangen die Jacob Sisters, besser bekannt als Schmannewitzer Heidelerchen, und würgten andächtig ihre kleinen Schoßhündchen.
Es ging wirklich drunter und drüber. Am achten Tag im metalabor.
#UmsLand
Die Radfraktion machte sich auf den Weg, Länder zu umradeln. Diesmal ging es um den Frontstaat Bayern. Würde Rink jemals wiederkommen? Konnte er das Vorhaben überhaupt lebend beenden?
Oligarchentribunale
Graf Zahl war dabei alle Oligarchen dieser Welt beim Namen zu nennen und zu zählen, ihn einer kapitalistischen Ordnung (USA/Russland/China) zuzuordnen und auf einer großen Tafel im Grand Hotel Europa die Gesamtzahl der Oligarchen zu aktualisieren. Alle Muppets fanden es eine wirklich wichtige Arbeit, die der Graf erledigte. Waldorf und Statler waren ausnahmslos sprachlos.
Die Syndikalisten organisierten ein Tribunal und klagten einen nach dem anderen Oligarchen an. Sie waren bei B wie Bezos angelangt. Wenn sie sich anstrengen würden, könnten sie noch am Abend M wie Musk aburteilen. Sie waren davon überzeugt, dass sie das Kapitalismustribunal vom Haus Bartleby zu Ende bringen würden!
Dann zündet doch die Welt an!
Der Bundesolaf kam gerade aus Afrika zurück und lies die Ohren hängen. Vergebens hatte er versucht die Afrikaner davon zu überzeugen, dass es auch ihr Weltkrieg sei, der in Europa tobte.
Die Wahrheit war, dass sich keine Sau für Europa interessierte. Nur weil die Europäer und die Amerikaner immer und immer wieder die Welt in Brand stecken wollen, muss man doch nicht gleich mitmachen. Und der Russe, so Camus, kann uns gestohlen bleiben!
Schnallt den Gürtel enger
Habeck stimmte die Volksgemeinschaft auf schlimme Zeiten ein. In einer lautstarken Rede mahnte er sein Volk, sie sollen ihren Konsum überdenken und den Gürtel enger schnallen. Krieg sei kein Zuckerschlecken. Und wir, so Habeck, hungern jetzt für den westlichen Kapitalismus. Basta.
Als er Basta hörte, meldete sich Schröder zu Wort. Keiner mochte ihm mehr zuhören.
Zeitenwende
Es galt alles zuvor Gewesene umzukehren. Gutes wurde zu Schlechtem. Schlechtes zu Gutem. Baerbock veranlasste, dass in den Waldorfkindergärten und Waldorfschulen Holzklötze und Stuhlkreise ausgeschafft und Kriegsspielzeug angeschafft wurde. In pausenlosem, schnellen Staccato prasselten ihre Nachrichten auf Kinder und Erwachsene gleichermassen ein. Ein Entkommen schien schier unmöglich.
Die gelbe Gefahr
Blinken erklärte, China sei die langfristig größte Herausforderung für die internationale Ordnung. Es sei das einzige Land, das sowohl die Absicht hat, die internationale Ordnung umzugestalten, und zunehmend auch die wirtschaftliche, diplomatische, militärische und technologische Macht, um dies zu tun. Alle Länder der Welt seien aufgerufen, für den Erhalt der gegenwärtigen internationalen Ordnung zu kämpfen, so Blinken.
3 Empire
Büttner kam aus der Küche heraus und hielt zufrieden das neueste Buch der Radical Dude Society in den Händen.
Soundtrack: Brian Eno, Ambient 1: Music for Airports, Polydor, 1978
Nachtrag: Bei all dem Durcheinander geriet der Hausvater in Sorge und machte sich auf die Suche nach Odradek. Büttner philosophierte über die Ding-Macht und die Dudes rätselten, ob Kafka nicht Büttner sei und Büttner Kafka. Büttner jedoch wusste, dass er nicht Kafka war und auch nicht sein würde, während sich Kafka dessen nicht sicher war. Vor Lauter lauter kamen sich fast alle vor wie im Schloss, wie eben bei Kafka in dessen Roman. Davon wusste Kafka wiederum nichts, weil er vor der Veröffentlichung sterben würde und den Roman nicht vollenden konnte. Auch lies der Investitionsstau, der dem Grand Hotel Europa anzumerken war, diesen Schluss nicht zu. Es war einfach eine Bauruine aus den 70er Jahren. Aber mit Charme!
Ein anderes Thema war die Posse um die Hohenzollern, die wiederholt die Republik ausnehmen wollten. Stimmt gar nicht, riefen sie im Chor. Doch warum nicht endlich das nachholen was 1918 verhindert wurde? Streichung aller auf den Adel verweisenden Namensbestandteile, Verbot aller Adelsvereine, Umbenennung aller nach Adligen benannten Straßen und Plätze, so diese sich nicht positiv durch humanistische Taten hervorgetan haben, Musealisierung des Reiterstandbilds von Friedrichs II., das Unter den Linden in Berlin steht, und natürlich vor allem: Enteignung aller Besitztümer, deren Bestand auf die Feudalherrschaft zurückzuführen ist. Das wäre angemessen, fanden die Dudes.