Sie hat alles geschmissen, Ausbildung, FSJ, Praktikum, und nun kellnert sie. Das hat sie schon einmal. Vorher, im Frisörladen, war sie vom Chef nicht gelitten, denn dort sah sie Dinge, die sie nur deswegen sah, sagt sie, weil sie die Tochter einer Frisörin ist, und das wollte der Ladenbesitzer nicht gutheißen. Wer zu viel weiß… und so. Kennt man ja, will sich ja keiner in die Karten schauen lassen. Auch mit der Gesundheit war’s so eine Sache. Sie hatte fast einen Bandscheibenvorfall. Das war in einer anderen Kneipe. Und dort dann auch zwei Nervenzusammenbrüche. Und so weiter. Das erzählt sie denen da hinten am Tisch, begleitet von der Melodie «Das ist das schöne Lehrgeld, das man zahlt».
Und im Hier und im Jetzt ist wohl schon wieder die Chefin schuld, dass es wieder einmal, immer wieder und offenbar wie immer nicht klappt. Aber so ist es ist halt. Und das ist das Problem, mit dem wir uns herumschleppen. Nicht alle, aber manche, also doch schon viele, aber nicht alle eben. Was ich so sage. Ihre Stimme, die dringt übrigens durch jede Türritze, in jeden kleinen Spalt, unter jeden umgedrehten Putzeimer. Deshalb kann man sich nicht vor ihr verstecken. Sie verlässt jetzt den Tisch wieder und räumt Besteck in den Kasten. Das scheppert immer gleich. Sind viele Messer, viele Gabeln und Löffel. Und sie summt. Und kann die Melodie nicht halten. Drei Tische weiter sitzen welche und hören sich das alles an.