Währenddessen saß Gott in der Badewanne. Vor sich hatte er Büttner, Karsch, Kampmann, Quiring, Thiel — kurz QBTKK — in Form von Gummienten. Herr Müller-Lüdenscheid. Gott gluckste, reckte sich, kratzte sich den Hals und brüllte: «Schatz, komma bei mich bei!» Die Tür öffnete sich, und ein hoch aufgeschossener Schlaks trat ein: «Justin, is’ schön, dasse komms. Hömma, kratz mich mal den Balch.» «Och Mamma, ernst jetzt?» «Ja, wat glaubse denn? Ich muss fettich werden. Nachher is Sitzung. Ich muss den Leuten erzählen, wie das mitti Zeit is.» «Na gut.» Und so geschah es, dass Justin dem Lieben Gott den Rücken machte. QBTKK schaukelten dabei, und manchmal ging eine der fünf auch mal unter. Isso.
Sie schubberte sich noch ein wenig am Wannenrand, dann stand sie auf, nahm sich das flauschig weichgespülte Badetuch vom Haken an der Tür. In der Wärme, in dem Dunst zog sie eine Spur durch den Dampf. Und hell und betropft schritt sie, rieb sich das Ohr, rubbelte ihre lange, braune Mähne und grunzte wohlig. Sie hatte den Stöpsel aus der Badewanne gezogen, Justin war längst wieder hinter dem Steam-Deck verschwunden, und QBTKK wirbelten im Kreis. Der Schaum verdichtete sich. Es wurden immer mehr Blasen. Die schienen sich mit Luft zu füllen. Kampmann geriet, von allen anderen getrennt, mitten in eine der größten hinein.
Jetzt wurde ihm mulmig. Er schaute auf und wurde den Eindruck nicht los, dass hier etwas ganz und gar nicht richtig war. Dass dies alles ein unglaublicher Taumel war, machte ihn schon verrückt, aber die Ahnungslosikgeit, diese Arglosigkeit, mit der sich plötzlich aus der Ente eine Entität schälte, die zudem noch aus Liliput zu kommen schien, ließ ihn arg trudeln. Was war das für ein Koloss? Warum roch alles nach Lavendel? Und warum stieß er an eine Glaswand, über die regenbogenfarbige Schlieren zogen, als sei es Benzin auf der Oberfläche einer Pfütze? Und wo bitte waren Büttner und Co.? QBTK? Verschwunden. Wieder einmal. Also ging alles wieder von vorn los. Nur hatte er diesmal keine Klamotten. Wie Adam rollte er in dieser vollkommen bescheuerten Seifenblase.
Aber was war das für eine Stimme an seinem Ohr. Sie flüsterte, er solle sich keine Sorgen machen, alles werde schon in Ordnung gehen, und überhaupt, German Angst sei hier vollkommen unangebracht. War das diese Riesin, die gerade die Wanne… Äh, welche Wanne? Und was war geschehen? Er hatte diese Stimme gehört, dann verlor er einen Absatz voller Wörter durch einen Bedienfehler in seinem Gehirn. Und dann hatte er die Halluzination, dass Margaret zu ihm sprach. Und er erinnerte sich noch an eine innere Debatte. Zweck heiligt nicht jedes Mittel und so Zeugs mehr. Und er dachte wieder an den fürchterlichen Überfall auf die Fascisti Rotolanti. Eingebrannt. Er sah, wie sie an ihm und den Pirsigs vorbei knatterten. Die Riesin? Der Orm Akkumulator. Diese Raumflüge. «Ich verstehe das nicht, aber die Stimme war angenehm. Es ist egal, ich muss mich zusammenreißen. No German Angst. Never!» Und mit diesen Worten schlief er ein, bis sein YPI ihn weckte. [Fortsetzung folgt vielleicht]
Soundtrack: PJ Harvey, Stories from the City, Stories from the Sea, Island Records ILPS 8099, 2000.