Es gab einmal einen Menschen namens Keiner, der ein leidenschaftlicher Maler und Fotograf war. Er war besessen davon, sich selbst zu portraitieren und erschuf dabei Kunstwerke, die das Wesen seiner Seele einfangen sollten.
Doch je mehr Selfies er produzierte, desto merkwürdiger wurde sein Sein. Mit jedem neuen Spirituellen Selbstportrait fühlte er, als würde ein Stück seiner Persönlichkeit verloren gehen. Bis schließlich das letzte Selfie alles veränderte – als er den Auslöser betätigte, verschwand er jäh aus dieser Welt und wurde in einer anderen Realität wieder geboren.
In dieser neuen Realität tauchte Keiner im Film «Einer flog übers Kuckucksnest» auf, zunächst nur in einer kleine Nebenrolle, aber seine Präsenz sorgte dafür, dass jeder in seiner Umgebung sich anders verhielt. Dank seiner Fähigkeit, sich frei zwischen den Welten zu bewegen, veränderte er die Ereignisse des Films auf subtile Weise und machte aus einem klassischen Drama ein Meisterwerk der Existenzphilosophie.
Aus: Das Zeitalter der Ziege. Texte für das metalabor (8).