Fieber. Lagerfeuer. Träume bei flackernden Flammen. Es stinkt. Es raucht. Die Hitze ist in mir. Genaueres sehe ich gerade nicht. Bei jeder Bewegung stellen sich mir die flaumigen Haare auf den Unterarmen auf. Die Haarwurzeln schmerzen. Der Kopf ruht schwer auf dem Hals und will nur das Kissen. Cat streichelt meinen Nacken, steht auf und holt ein frisches Handtuch. Das ist nass und kühl. Sie legt es um die Schultern und platziert einen Waschlappen auf meiner Stirn. Brenne ich? Ich weiß es nicht. Es scheint dunkel zu sein. Nach zwei Metern sehe ich nichts mehr. Ich erinnere mich nicht, wie ich hergekommen bin. Ich bin nicht mehr auf der 耳の神様. Das ist gewiss. Wir sind nicht mehr dort. Hier ist ein draußen. Sonst gäbe es kein Lagerfeuer. An nichts, an gar nichts kann ich mich erinnern. Ich muss an diese Suchaktionen denken. Damals, als ich Büttner im Westen, in Frankreich, versuchte aufzuspüren. Als ich diesen Hügel hinauf stieg und abdrehte. Abdrehte im geistigen Sinn. Immer diese Anfälle. Aber wo ist die 耳の神様? Das ist natürlich völlig verrückt. Erst haut es uns aus der eigentlichen Heuer auf der Hermeneutischer Zirkel. Dann sind wir wieder weg. Ich bekomme es nicht hin. Ich bekomme es auch nicht hin, Cat zu befragen. Die Captain wird uns suchen, aber wo sind wir? Ich schaffe es nicht, auch nur ein Wort hervorzubringen. Ich schaffe es nicht, mich zu bewegen. Ich bin eingeschlossen in den Kokon des Selbst. Fieber. Es muss Fieber sein. Ich muss mich infiziert haben. Ich spüre keine Verletzung. Das heißt: Ohne Verletzung kein Wundbrand. Ohne Wundbrand kein Fieber. Also keine Kriegsleiden, sondern Wohlstandsleiden. Wo, verdammt noch eins, ist die 耳の神様? Und warum kann ich nicht sprechen? Es ist so gut, dass Cat da ist. Ich wäre verloren ohne sie. Ja, ich kann mich an alles erinnern. Und ich wundere mich, dass es in meinem Kopf so geordnet zugeht, meine sonstigen Möglichkeiten jedoch eher nicht, denn rudimentär vorhanden sind. Ich fahre wieder auf der MT-09 über die gewundenen Straßen der Toskana. Schräglage. Ich erinnere mich an die Hairy Armpits. An Bob Pirsig, seinen Sohn und die alte Honda. Dann ist doch wieder alles mit allem verwoben. Und immer dachte ich, dass nach einem Bruch alles von vorn anfinge. Das aber stimmt so nicht. Nichts fängt je von vorn an. Von hinten natürlich auch nicht, aber eben auch nicht von vorn. Lagerfeuer. Wann habe ich das letzte Mal an einem Lagerfeuer gehockt. Das müsste 1944 in Frankreich gewesen sein. Oder war ich da schon wieder über den Berg in die Gegenwart gefahren? Die genauen Jahre sind entfallen. Das aber ist aufgezeichnet, in PILZ archiviert. Wo ums Verrecken ist die 耳の神様? Das macht mich wahnsinnig. Wenn ich eines hasse, dann diese Zustände. Diese ganzen Geschichten können mir gestohlen bleiben. Dieser elende Buchstabensalat. Immerfort plappern sie. Erzählen sie mir doch ein wenig aus ihrer Kindheit. Solch einen Bullshit wird man im Zug gefragt. Nur weil die Leute Konversation zu machen glauben. Schweigen ist Platin oder noch seltener. Das ganze Elend liegt doch nur darin, dass fortwährend Geschichten erfunden und erzählt werden müssen. Kann das nicht einmal für einen Tag unterbleiben? Leute! Ich liege hier. Ich fühle mich ziemlich krank. Und ich kann nicht mit Cat reden. Also bitte, was soll der ganze Mist. Und wenn ich nun sage, dass ich nachhause will, dann glaubt mir doch keiner. Warum auch. Warum sollte man einer Erzählerin im Delirium glauben? Das glaubst du doch selbst nicht. Aber ein letztes Mal: Wo, zum Himmel, ist die 耳の神様? [Fortsetzung folgt vielleicht]
Soundtrack: BeNe GeSSeRiT: MuLTiLiNGuaL SaD SoNGS, WeiRD JoKeS aND eXPeRiMeNTaL STuFF FoR uSe By GRoW N-uP CHiLDReN, Feeding Tube Records, FTR118 (2013)