Bericht vom Krankenlager

Es war diesmal eine seltsame und ungewohnte Weihnachtszeit. Der Tod der Demokratie führte dazu, dass das gemeinsame Feiern bei uns zu Hause stattfand. Ganz traditionell mit Weihnachtsbaum und den üblichen Speisen. Zwölf Gerichte an der Zahl. Vor- und Nachspeisen nicht mitgezählt. Zudem war ich durch eine extreme und in der Intensität mir völlig unbekannte Bronchitis komplett ausgeknockt. Wohl bedingt durch die postcovid-geschwächte Lunge. Ich war einige Tage ans Bett gefesselt. Fünf Kilo habe ich abgenommen. Sonst nehme ich zu, zur Weihnachtszeit.

Seit diesem Wochenende sind die Krankheitsbeschwerden weg. Ich fühle mich nun deutlich besser. Bedingt durch diese Umstände, gab es von mir längere Zeit keinen Beitrag hier im Zentralorgan zu lesen. Wenngleich es doch mehr als ein Thema gäbe, z. B. dass mich die Bauern kolossal nerven. Weil die der Sprit wegen den Subventionen nix kostet, fahren die Deppen kreuz und quer durch Deutschland. Wie schrecklich dumm ist denn das? Haben die keinen PR-Berater? Martialisch und pseudoprovokant tuckern sie durch die Städte und blockieren die schönsten Plätze. Ich kam nicht umhin, mir das alberne Jahrmarktsspektakel auf der Wilhelmstraße anzusehen. Da standen sie. Da fuhren sie. Und mit ihren Klump-Pratzen, die sie auf ihren Traktor-Hupen deponierten, strapazierten sie mit eintönigen Melodien mein Gehör. Sie verweigern sich auf ganzer Linie einer agrarpolitischen Wende. Alles soll bleiben wie es war. Heritage. Völkisch. Flurbereinigt. Monokultur. Massentierhaltung. Leid.

Ein anderes Thema sind die Rechten, die Faschisten, die längst am Wohnzimmertisch der Demokratie Platz genommen haben. Und es sich genüsslich schmecken lassen. Noch ein Eierlikörchen, gefälligst? Heute schon remigiriert? Schnell den rechten Arm heben. Und in Reih‘ und Glied stehen. Masse sein. Mit den Bauern, den Unzufriedenen, den immer schon Rechten, den Neu-Rechten und der Mitte. Die will möglichst die Schutzsuchenden in Afrika abweisen. Diejenigen, die durchkommen, über alle Grenzen hinweg, werden dann von den Faschisten remigriert. Eine feine Arbeitsteilung nenne ich das.

So sehne ich mich zurück nach meinem Krankenlager. Nach einem Morgen, dass lebenswert ist. Im Grunde will ich in diesen Zeiten Trapper sein und für längere Zeit unerkannt in dunklen Wäldern verborgen bleiben. Mir ist nach Rückzug, nach distanziertem Wundern über die Dinge, die scheinbar aus dem Ruder laufen.

Soundtrack: Nico, The Ende, https://www.youtube.com/watch?v=OqrP7AHuGpg