Mein aktueller Zustand ist mir nicht fremd. Solche Phasen kenne ich gut. Zeiten, in denen ich nichts zustande bringe. Kein vernünftiger Satz. Kein klarer Gedanke. Schlimmer noch: Leere. Absolute Leere. Ich nehme mir vor, mich an den PC zu setzen. Warum nenne ich es Schreibgerät?
Ich sitze hier. Am Holztisch. Klein. In meiner Studierzelle. Vor mir der PC. Unberührte Tasten. Der Bildschirm. Ein unbeschriebenes Blatt. Gedankenleer. Ich warte. Was wollte ich sagen? Keine Antwort. Nur Stille. Die Zeit vergeht. Minuten. Stunden. Unklar. Es ist ein PC. Vor mir auf dem Tisch. Da täusche ich mich nicht. Vielleicht liegt darin die Ursache meiner wochenlangen Schreibblockade? Weil ich nicht mit der Hand, einem Stift oder einer Schreibmaschine schreibe? Bin ich zu sehr abgelenkt? Ich sitze in meiner Studierzelle. Ich sitze hier. Der PC vor mir. Tasten, kalt. Bildschirm, leer. Gedanken sind fort. Ich warte. Was wollte ich sagen? Keine Antwort. Nur Stille. Die Zeit vergeht. Minuten oder Stunden? Unklar.
Welche Worte wollte ich sagen? Ich schließe die Augen. Ein Bild. Eine Schreibmaschine. Warmes Licht. Eine dampfende Tasse Kaffee. Die Worte fließen. Doch hier. Vor mir auf dem Tisch. In meiner Studierzelle. Der PC. Der Cursor blinkt. Die Tasten bleiben stumm. Gedanken tanzen. Überall und nirgends. Sie erreichen mich nicht. Die Zeit vergeht. Minuten oder Stunden? Unklar.
Ich schließe die Augen. Erinnerungen blitzen auf. Ein PC. Kaffee. Worte füllen Seiten. Doch nichts. Der Cursor blinkt. Pulsiert. Ich atme. Tief. Der Raum ist still. Kein Geräusch. Nur ich.
Ich sitze. Der Stuhl drückt. Der Tisch ist kalt. In meiner Studierzelle. Die Wände starren mich sinnentleert an. Die Zeit vergeht. Langsam. Unbemerkt.
Ich atme ein. Aus. Die Luft ist schwer. Wie ein Stein. Vielleicht die Realität suchen. Ein Schritt vor den anderen setzen. Draußen, der Wind. Kälte auf der Haut. Eine Flucht. Ein Versuch.
Was wäre, wenn ich einfach schriebe? Ohne nachzudenken. Unsicher. Unvollkommen. Ein Wort. Dann das nächste. Es beginnt. Irgendwo. Vielleicht, doch vergeblich. Vielleicht nicht.
Ich schließe die Augen. Erinnerungen tauchen auf. Ein PC. Kaffee. Worte füllen Seiten. Der Cursor blinkt. Verletzend spöttisch, voller Hohn. Ich atme. Tief. Stille. Kein Geräusch. Nur ich.
Ich nehme einen Schluck. Der Kaffee ist kalt. Der Bildschirm flackert. Vielleicht bin ich abgelenkt. Vielleicht einfach leer. Ich frage mich. Wäre ein Spaziergang. Eine Möglichkeit? Die frische Luft. Die Kälte.
Die Worte sind da. Sie warten. Wo? In mir. In der Stille. In der Leere. Ich warte. Sie kommen nicht. Nur das Blinken des Cursors. Blanker Hohn.
Ich stehe auf. Ein Schritt. Dann der nächste. Aus dem Raum. Tür öffnen. Licht. Die Welt. Draußen. Lärmend. Das Leben springt umher. Rumspringer. Ich gehe. Vielleicht. Ein Versuch. Ein Schritt. Ein Wort.
Ich öffne die Augen. Der PC ist da. Ich könnte schreiben. Ein Wort. Dann das nächste. Ich zögere. Wieder Stille. Ich bleibe hier. In diesem Moment. Im Nichts.
Neulich fragte mich C., wie ich mich orientiere und wann ich mich orientiere. Die Frage blieb hängen. Wie orientiere ich mich? Ich überlege. Es gibt keinen klaren Ansatz. Der Tag beginnt. Gedanken kommen. Gedanken gehen. Ich erkenne Muster. Oder auch nicht.
Was bedeutet „sich orientieren“? Sich zurechtfinden? Die Richtung wählen? Ich schüttle den Kopf. Es gibt Gewalt. Es gibt Stille. Das ist alles. Ich gehe nach draußen. Die Straße. Menschen. Gehen. Reden. Schweigen. Sie wissen, wohin. Ich bin hier. Ich bin jetzt. Ein Schritt. Ein weiterer Schritt.
Sich im Raum orientieren. Im Gelände, in Gebäuden oder Städten. Die eigene Position in Raum und Zeit erkennen. Den Überblick behalten, auch in komplexen Situationen – das ist die Grundlage für Handlungsfähigkeit. Haltung und Ausrichtung. Etwa in politischen oder sexuellen Fragen? Auf wesentliche Grundsätze und Ziele fokussieren, gedanklich ausrichten und einen Leitfaden übernehmen. Im Morgengrauen, im Dämmerlicht. Wenn die Welt still ist. Oder wenn das Leben laut ist. In der Hektik. In der Ruhe. Es ist egal. Ich suche Punkte. Ich suche Orientierungspunkte. An manchen Tagen finde ich sie. An anderen nicht.
Ich schaue umher. Die Umgebung ist vertraut. Die Umgebung ist fremd. Die Zeit vergeht. Ein neuer Tag beginnt. Ein anderer endet. Ein Blick. Ein Schritt. Die Zeit steht still. Ich halte die Leica in der Hand. Den Zeigefinger am Auslöser. Ich blicke durch den Sucher. Doch wohin? Wo ist das Motiv? Ich schaue. Ich sehe. Ich sehe Bilder. Bilder fliegen vorbei. Menschen, Landschaften, Momente.
Ich lerne. Den Blick schärfen. Nach Licht suchen. Nach Schatten. Die richtige Position finden. Ich versuche, die Welt einzufangen. Alles entgleitet.
Den Rahmen setzen? Die Komposition ist wichtig. Ich verschiebe die Kamera. Rechts, links. Ich ändere die Haltung. Ich wechsle den Standpunkt. Ich warte auf den richtigen Augenblick. Was ist der richtige Augenblick? Ein Wimpernschlag. Ein Lächeln. Ein Huschen. Ein Schatten.
Ich drücke den Auslöser. Das Bild ist festgehalten. Aber ist es das? Ein Abbild. Der Moment ist vergangen. Die Lebenswirklichkeit ist etwas anderes.
Ich betrachte die Bilder. Sie erzählen Geschichten. Sie schweigen. Die Orientierung fehlt. Ich frage mich. Warum fotografiere ich? Um die Welt zu zeigen? Um sie festzuhalten? Oder um sie loszulassen?
Orient: Der Begriff bezeichnet die Himmelsrichtung Osten, das Morgenland oder östlich gelegene Länder, im Gegensatz zum Okzident. Im Mittelhochdeutschen als „ōrīent“ bekannt, stammt er aus dem Lateinischen „oriēns“ (Genitiv „orientis“), was Osten, Morgen oder Länder in Richtung Sonnenaufgang bedeutet. Dies leitet sich vom lateinischen „orīrī“ ab, das „sich erheben, aufgehen, entstehen, geboren werden“ bedeutet, vermutlich inspiriert von „in oriente sōle“ – in Richtung der aufgehenden Sonne.
Orient, orientalisch, Orientale, Orientalist, orientieren, Orientierung. Fremdkörper.
Orientalisch: Dieses Adjektiv beschreibt seit dem 16. Jahrhundert alles, was den Orient betrifft, und leitet sich vom lateinischen „orientālis“ und dem französischen „oriental“ ab. Im Spätmittelhochdeutschen findet sich die Form „ōrientisch“.
Orientale: Seit dem 17. Jahrhundert bezeichnet dieser Begriff einen Bewohner der Länder des Orients.
Orientalist: Ende des 17. Jahrhunderts entstand dieser Begriff für Lehrer und Forscher orientalischer Sprachen, Literatur und Kultur.
Orientieren: Dieses Verb, seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebräuchlich, bedeutet, etwas nach dem Sonnenaufgang oder den Himmelsrichtungen auszurichten. Es entwickelte sich weiter zu „die Lage bestimmen, ausrichten, einstellen, in Kenntnis setzen“ und im reflexiven Gebrauch zu „sich zurechtfinden, sich einen Überblick verschaffen“. Es stammt aus dem französischen „orienter“ und „s’orienter“.
Orientierung: Dieser Begriff kam im 19. Jahrhundert auf. Die Menschen möchten sich orientieren. In der Welt. In der Natur. Sie suchen Karten, Sterne, Zeichen. Sie wollen wissen, wo sie sind. Wo sie hinwollen. Sie möchten sich seit jeher orientieren. Sie möchten sich seit Anbeginn der Zeit orientieren. Geworfenheit.
Orientierung in der Stadt? Schwieriger. Orientierung in der Nacht? Noch schwieriger. Man nutzt Werkzeuge. Kompasse. Landkarten. Jeder bestimmt seinen Weg. Jeder hat seine Methode. Einige sehen nach Süden, andere nach Norden. Manche führen lange Diskussionen. Andere gehen einfach.
Die Zeit vergeht. Orientierung bleibt ein Thema. Sorge. Fortdauernd. Anhaltend. Im Leben. Im Dasein. Immer wieder. Fragen bleiben unbeantwortet. Antworten bleiben vage. Ich frage. Was bedeutet Orientierung für mich? Wo will ich hin? Nur der Weg.
Ich sitze auf einer Bank. Der Platz vor mir ist leer. Wind streichelt zart mein Gesicht. Ich schaue auf den Boden. Pflastersteine. Einige sind lose. Andere sind fest. Ich beobachte den Zwischenraum. Ich überlege. Ein Schritt nach dem anderen. Eine Frau geht vorbei. Sie trägt eine Tasche. Die Tasche ist groß. Sie sieht nicht zu mir. Unsere Blicke begegnen sich nicht. Ihre Schritte sind schnell. Ich frage mich, wohin sie eilt. Ihre Richtung scheint klar. Ich bin hier. In der Welt. Verankert. Unbeweglich.
Ich stehe auf. Die Bank knarzt. Ich gehe in die Stadt. Passanten eilen vorbei. Jeder sieht aus, als hätte er einen Plan. Ich fühle mich leer. Kein Ziel.
Der Kiosk an der Ecke. Ich nähere mich. Der Verkäufer sitzt vor dem Kiosk. Er schaut auf sein Handy. Ich sage „Hallo“. Er nickt.
Ich frage nach einer Zigarette. Er verkauft mir eine. Ich halte sie in meiner Hand. Ich zünde sie an. Der Rauch steigt auf. Es gibt einen kurzen Moment der Stille.
Ich lasse den Rauch entweichen. Menschen gehen vorbei. Einige sehen mich an. Ich fühle ihre Blicke. Neugier? Ablehnung? Ich kann es nicht sagen. Ich kann nichts sagen. Der Verkäufer grinst. Ich antworte nicht.
Ich gehe weiter. Der Fußgängerüberweg vor mir. Ich bleibe stehen. Die Ampel ist rot. Ein Auto fährt vorbei. Tosender Lärm. Ich sehe die Lichter an der Front. Ein weiterer Tag vergeht. Keiner wendet sich um. Ich bin unsichtbar.
Die Ampel wird grün. Ich trete auf die Straße. Menschen drängen sich an mir vorbei. Ich versuche, nicht zu fallen. Ein Lächeln hier, ein Flüstern dort. Niemand sieht nach mir. Ich bin Teil des Stroms. Ich fühle mich getrennt. Ich war schon oft im Strom. Zu oft?
Ich erreiche den Park. Die Bäume stehen still. Eigenartig. Die Schatten sind lang. Ein Mann sitzt auf einer Wiese. Er hat einen Hund. Der Hund sucht nach etwas im Gras. Der Mann schaut auf sein Handy. Ich beobachte sie. Sie sind beschäftigt. Das Leben pulsiert.
Ich setze mich auf eine andere Bank. Der Mann bemerkt mich nicht. Ich sehe auf den Hund. Er gräbt. Das Geräusch der Pfoten in der Erde. Er findet einen Stock. Der Mann lächelt. Ich frage mich, warum ich nicht lächeln kann.
Ich schaue auf die Wolken. Sie ziehen vorbei. Grau, Weiß. Sie sind unbeständig. Ich fühle die Ungewissheit. Es gibt keine klare Richtung. Jeder scheint einen Weg zu haben. Ich suche nach meinem. Ich finde nichts.
Ein Junge kommt. Er hat ein Fahrrad. Er fährt schnell. Ein kurzer Moment der Freiheit. Der Freiheit? Dann ist er weg. Ich bleibe zurück. Versäumte Chancen? Vielleicht.
Die Menschen um mich sprechen, lachen, weinen. Ich höre ihre Stimmen, aber die Worte sind leer. Ich suche einen Anker. Einen Anknüpfungspunkt. Nichts. Ich stehe auf und gehe weiter.
Die Straße führt mich in eine Gasse. Es wird still. Die Häuserwände sind hoch. Ich fühle mich eingeengt. Ein Gefühl von Verlorenheit. Ich drehe mich um. Der Ausgang ist da, aber nichts zieht mich zurück.
Ich gehe weiter. Ein Café. Menschen sitzen zusammen. Sie reden. Ich höre die Stimmen, aber die Inhalte entziehen sich mir. Ich möchte eintreten, aber der Raum sieht zu voll aus. Ich gehe vorbei.
Die Dunkelheit schleicht sich an. Die Lichter entflammen. Es wird spät. Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich weiß nicht, wo ich hin will. Stille. Ich setze mich vor ein Gebäude. Es gibt eine kleine Treppe. Ich beobachte den Eingang. Menschen gehen hinein. Ein älterer Mann kommt heraus. Er trägt einen Hut. Er sieht mich an. Ein kurzer Blick. Kommt er zu mir? Es gibt kein Wort. Er geht einfach weiter.
Ich stehe auf. Es ist Zeit zu gehen. Ich habe nichts gefunden. Keine Antworten. Nur Fragen. Ich gehe in die Nacht. Die Stadt um mich bleibt lebendig. Ich fühle mich isoliert. Ein Teil der Menge, aber kein Teil von ihr.
Polizeiwagen parken vor den Häusern. Ihre blauen Lichter kreisen in den Bäumen.
Ein Punkt. Ein Anfang. Wir verbinden dazu den Norden. Warum? Wieso richten wir unsere Gärten nach Norden aus?
Es gibt Regeln. Gerade Linien. Ordnung. Ein Muster. Die Sonne wandert. Der Schatten fällt. Dinge wachsen. Pflanzen brauchen Licht. Norden bietet Stabilität. Sicherheit. Wie der Süden.
Ich schaue in meinen Garten. Eine Reihe von Pflanzen. Sie stehen da. Gepflanzt, gepflegt. Lückenlos. Schöner Schein.
Der Gärtner weiß, wie es geht. Er plant. Er denkt nach. Welches Gemüse? Welche Blumen? Wo? Ein Plan entsteht. Der Norden als Orientierung. Ein System. Aber ist das genug? Warum halten wir uns an diese Regeln? Die Welt ist groß. Die Richtung ist unklar. Manchmal ist es einfach. Manchmal nicht. Ich stehe da. Sehe. Warte.
Ich sehe. Ich gehe. Ich fotografiere. Ich erinnere Momente. Ich erzähle. Dann. Geschichten. Lieder. Lieder singe ich. Und andere hören und lauschen. Und ziehen los. Und erinnern sich. An die Lieder. Und singen weiter. Und erzählen die Geschichten. Und geben sie weiter. Fotografien verblassen. Verrotten. In den Datenspeichern. Sie haben keinen Rhythmus.
Über-Orientierung. Ein Zustand. Ein Geschehen. Die Menschen suchen. Immer nach dem Besten. Nach dem Höchsten. Die Märkte bestimmen das Leben. Preise sind die Orientierung. Alles ist Wettbewerb. Jeder kämpft. Jeder strengt sich an. Gewinn. Verlust. Es gibt keine Ruhe. Städte wachsen. Die Werbung schreit. Du musst entscheiden. Wo investierst du? Wo kaufst du? Der Druck schmerzt. Die Zeit drängt. Entscheidungen müssen fallen. Schnell. Immer schneller. Die Orientierung wird schwammig. Der Einzelne sucht nach Sinn. Die Gemeinschaft zerbricht. Allein. Einsam. Jeder für sich selbst. Ich frage mich, wohin das führt. Wie viele Orientierungspunkte bleiben? Die Antworten sind ohne Energie. Die Wege verblassen. Ein ständiger Kampf. Ein ständiges Warten. Was gestern verlässlich war, ist heute überholt.
Orientierung ist grundlegend. Sie betrifft das Dasein des Menschen. Im Neoliberalismus ändert sich die Art der Orientierung. Der Mensch bewegt sich nun in einer Welt, die von Märkten bestimmt ist. Entscheidungen werden nicht mehr gemeinschaftlich getroffen. Nicht mehr im Einklang mit der Natur. Die Freiheit des Individuums wird zur Ware.
Orientierung erfolgt durch Zahlen. Durch Berechnung. Der Mensch wird zum Subjekt des Marktes. Sein Sein wird definiert durch ökonomische Werte. Er wird fortdauernd berechnet. Er wird fremd in seiner Umgebung. Fragmentierung. Entfremdung. Vertreibung. Vernichtung. Beziehungen werden oberflächlich. Das Gemeinschaftliche wird geschwächt. Der Einzelne findet keinen Halt. Die Suche nach Sinn bleibt unerfüllt. Es entsteht eine Krise des Daseins.
Routine schafft Orientierung. Gehalten im Alltag. Der Weg zur Arbeit. Die Gänge des Lebens. Dinge sind. Sie haben ihren Sinn. In ihnen zeigt sich die Welt. Der Blick fällt auf den Boden. Der Kopf ist schwer.
Die Menschen fliehen. Sie tragen ihre Sachen in Taschen. In großen karierten Taschen. In den Köpfen der anderen sind das Flüchtlinge. Migranten. Gesichter, die man nicht kennt. Einer, den man nicht kennt. Einer, der nicht von hier ist.
Er packt hastig. Er muss gehen. Er kann nicht bleiben. Er darf nicht bleiben. Was bedeutet Freiheit, wenn man nicht bleiben darf? Die Tasche ist ein Zeichen. Jeder schaut weg. Der Migrant trägt seine Last. Allein. Orientierungslos. Immer in eine Richtung. Immer in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Es gibt eine Suche. Eine Suche nach Heimat. Irgendwo, wo man verstanden wird. Wo man bleiben darf. Wo man bleiben möchte. Wo man sein darf. Wo man sein möchte. Die Gemeinschaft ist verschwunden. Die Krise bleibt. Das blanke Überleben. Jeder ist der Andere und keiner er selbst.
Das unberechenbare Subjekt macht Angst. Es ist unklar. Es ist diffus. Es kann nicht kontrolliert werden. Es könnte alles sein. Es ist fremd. Es verhält sich anders. Der Mensch fühlt sich unwohl. Was tut das andere? Was denkt es? Es gibt keinen Halt. Die Sicherheit ist weg. Und doch ist es nur ein Mensch.
Die anderen sind überall. Sie schauen. Sie sprechen. Aber verstehen sie? Sie fragen sich, wo sie stehen. Die Verbindung zu den anderen reißt ab. Es gibt keine Klarheit. Entscheidungen werden schwer. Der Druck steigt. Die Angst wird lebendig. Sie wird zur ständigen Begleiterin.
Der Mensch sucht nach Antworten. Er findet keine. Er hat keine Fragen, auf die es Antworten gibt. Die Welt wird undurchsichtig. Jede Begegnung wird zur Herausforderung.
Die Orientierung fehlt. Der Mensch bleibt allein. In der Masse. In der Stadt. Er versucht zu kommunizieren. Er schafft Klarheit. Er rechnet. Er berechnet. Aber das Unbekannte bleibt. Er sieht in Gesichter. Aber er sieht nichts. Die anderen sind da. Doch sie bleiben fern. Die Einsamkeit wird zur Last. Die Fragen bleiben offen. Das Unberechenbare. Das Unbekannte. Es ist überall. Der Mensch kann sich nicht entfalten. Er bleibt gefangen. In seiner Angst.
Das Dasein ist ein Kreislauf. Kommen und Gehen. Fragen und Antworten. Der Mensch verweilt, blickt um sich. Die Welt ist da. Und doch ist sie fern. Man lebt, man verliert sich. Schaut und sieht, doch erkennt nicht immer. Immer wieder beginnt das Suchen. Immer wieder das Finden. Zweifel sind konstant. Der Tag neigt sich. Der Mensch ist müde.
Zur Hölle. Zur Hölle. Noch bleibe ich ruhig.
Jedes Fragen ist ein Suchen, lese ich in Sein und Zeit. Suchen bedeutet, sich zu orientieren. Sich zu orientieren heißt, Halt zu finden. Ich gebe meinem Suchen eine Richtung. Ich richte meinen Blick aus. Auf das, was meine Aufmerksamkeit erregt. Im Taijiquan lerne ich, mich auszurichten. Zu allen Seiten. Zu jeder Zeit.
Der Fotograf schaut. Er findet seine Beute. Diese Beute heißt „Motiv“. Der Fotograf richtet seine Sinne aus. Er beobachtet. Er fokussiert. Er berechnet. Er kalkuliert. Er nimmt wahr, was er durch den Sucher erspäht. Er umkreist sein Motiv. Er nähert sich. Er löst aus. Der Moment ist festgehalten. In einer Blackbox. Fragmentiert. Er kann bearbeitet werden. Er kann computiert werden.
Das Motiv liegt im Speicher. Der Fotograf sieht. Er denkt nach. Über das, was er hat. Über das, was er sieht. Das Suchen bleibt. Die Orientierung bleibt. Der Vorgang wiederholt sich. Immer wieder.
Der Fotograf starrt auf sein Motiv. Er lässt es nicht aus den Augen. Er vergisst alles um sich herum. Er und das Motiv werden eins. Er schaut nicht mehr. Er reduziert sich. Auf einen Sinn. Er schaut nicht mehr, er glotzt. Er starrt, er ist blind.
Auf die Frage, wann ich mich orientiere, antwortete ich: immer. Tag und Nacht. Wenn ich wach bin. Wenn ich schlafe. Wenn ich träume. Wenn ich rumgammel. Ich sagte das halb im Scherz. Der Mensch orientiert sich. Es ist notwendig. Ohne Orientierung ist das Dasein leer. Im Schlaf bin ich da. Ich bin In-der-Welt.
Knigge. Erasmus von Rotterdam. Der ihre Benimmbücher. Anders die Wandlungen. Hexagramme. Yijing. Einst Orakel. Gibt es Orientierung. Es antwortet auf Fragen des Lebens. Geburt, Jugend, Alter, Tod. Anweisungen an den Koch. Wenige Zeilen. Und alles ist gesagt.
Einst träumte ich von Zhuangzi, der von einem Schmetterling träumte. War er ein Mensch? Oder ein Schmetterling, der denkt, er sei ein Mensch?
Schlafen ist ein Zustand. Ein Zustand des Daseins. Der Traum ist ein Zustand. Ein Zustand des Daseins. Ein flüchtiger Moment. Der Schmetterling ist leicht. Ich bin schwer. Ich wache auf und suche nach Halt. Der Schmetterling fliegt. Er ist frei. Ich bin im Traum. Ich bin im Bild. Ich sehe die Farben. Ich spüre die Leichtigkeit. Doch wenn ich aufwache, ist alles anders. Der Schmetterling ist weg. Ich bin zurück in der Realität. Die Orientierung ist mir wieder bewusst. Ich suche nach Halt. Im Traum war ich frei. In der Realität kämpfe ich um mein Dasein. Der Drang, mich zu orientieren, bleibt. Immer. Tag und Nacht. Auch im Traum. Ich kann nichts festhalten. Der Schmetterling ist weg. Die Welt ist da. Ich kämpfe weiter. Tag und Nacht. Der Schlaf bleibt ungewiss. Die Fragen bleiben. Was ist die Realität? Was ist der Traum?
Momente gerinnen in Fotografien zu Fratzen von Momenten der Erinnerung.
Ich sitze in einem Raum, der eng und düster ist. Ich sitze in einer engen, stickigen Studierzelle. Die Wände scheinen auf mich zuzukommen, als wollten sie mich erdrücken. Meine Gedanken sind ein wirres Durcheinander. Ein Gefühl der Beklemmung legt sich wie ein schwerer Mantel um mich. Ich frage mich, ob ich wirklich hier bin oder ob ich nur träume. Es gibt keinen Ausweg. Das Umherschweifen ist eine trügerische Illusion. Vor mir steht ein Tisch. Auf ihm liegt ein leeres Blatt Papier, daneben ein Bleistift. Ich fühle mich unfähig, etwas zu schreiben. Die Wörter sind in mir gefangen, eingesperrt in einem Irrgarten aus Zweifeln. Ich frage mich, warum ich hier bin. Die Frage schwebt über mir wie eine dunkle Wolke. Was will ich wirklich? Jeder Gedanke ist zerrissen. Ich kann mich nicht entscheiden. Ich kann nicht handeln. Menschen sind um mich herum. Sie reden, aber ich verstehe nichts. Ihre Stimmen hallen wider, und sie scheinen mich nicht wahrzunehmen. Ich bin unsichtbar. Die Welt dreht sich weiter, während ich stillstehe.
Die Zeit zählt. Sie vergeht nicht mehr. Es gibt keine Lange-Weile. Jeglicher Sinn ist verloren.
Die Uhr an der Wand tickt. Das Geräusch ist gleichmäßig, monoton. Zeit vergeht. Ich schaue auf die Hände der Uhr. Sie bewegen sich nicht. Ich frage mich, warum ich hier bin. Indem ich die Zeit feststelle, steht sie still.
Ich sitze an meinem Tisch. Der Stuhl ist unbequem. Der Blick fällt auf das leere Blatt Papier. Es liegt vor mir. Ich nehme den Stift in die Hand. Die Spitze berührt das Blatt. Aber ich kann nicht schreiben. Die Worte fließen nicht.
Im Raum sind andere Menschen. Sie reden. Ihre Stimmen sind laut, aber ich höre nur das Ticken der Uhr. Sie scheinen sich nicht um mich zu kümmern. Ihr Dasein bleibt mir fremd. Ich fühle mich allein.
Ich stehe auf. Der Raum wirkt größer. Oder kleiner. Ich gehe ein paar Schritte. Die Menschen bemerken mich nicht. Das Gespräch um mich herum läuft weiter. Ich frage mich, ob ich sprechen sollte.
Ich schaue wieder auf die Uhr. Nichts hat sich geändert. Zeit vergeht. Aber die Uhr bleibt stehen. Ein weiteres Ticken. Ein weiterer Moment. Ich frage mich, ob ich weiter machen kann. Ich wende mich ab und gehe zur Tür. Die Hand auf dem Griff. Es bleibt still.
Ich öffne die Tür. Der Flur ist leer. Ich trete hinaus. Die Fragen sind da. Keine Antworten. Nur die Stille.
Freunde kommen. Freunde gehen. Man spricht mit ihnen. Man lauscht. Man erzählt Geschichten. Sie haben ihre eigenen Wege. Aber jede Begegnung bleibt. Es gibt etwas, das verbindet. Die Natur, das Rauschen des Meeres.
Ich gehe den Flur entlang. Es gibt Türen. Sie sind geschlossen. Ich öffne keine. Das Gefühl der Unsicherheit hält mich zurück. Schritte hallen durch den Flur. Ich schaue umher. Niemand ist da. Stimmen. Ich drehe mich um. Ich erkenne niemanden.
Unbekanntes. Anderes. Andere.
Ich bleibe stehen. Der Raum ist kalt. Ich fühle mich ausgeschlossen.
Daido Moriyama kommt um die Ecke. Er sieht mich an. Seine Augen sind leer. Er hebt seine Kamera ans Auge. Und löst im Vorbeigehen aus. Ich frage mich, was er denkt. Er schweigt. Die Stille kehrt zurück.
Ich gehe weiter. Eine weitere Tür. Ich lege die Hand auf den Griff. Ich zögere. Ich öffne die Tür. Im Raum steht ein Tisch. Auf dem Tisch liegt ein Blatt Papier. Es ist weiß. Keine Worte. Nur Leere. An der Wand eine Fotografie. Von mir. Aufgenommen im Vorbeigehen.
Ich trete ein. In meine Studierzelle. Ich bin allein. Der Raum gibt mir keinen Halt. Die Gedanken sind wirr. Ich frage mich, ob ich je hinauskomme. Ich stelle Fragen. Ich bekomme keine Antworten.
Die Orientierung ist einfach und komplex zugleich. Der Mensch handelt und spürt. Manchmal ist es klar. Manchmal bleibt es dunkel. Man bleibt am Leben, geht weiter. Schaut in die Gesichter der Menschen und erkennt sich selbst. Das ist die Welt. Das ist das Dasein. Der Kampf, die Suche. Die ständige Bewegung. Der Tod.
Ich sitze in meiner Studierzelle, die dunkel und eng ist. Der Tisch vor mir ist leer. Auf dem Boden stapeln sich Bücher. Der Mensch in der Maschine. Die Arbeit. Der Nutzen. Die Gemeinschaft. Der Kapitalismus.
Der Mensch wird reduziert. Die Arbeit wird mechanisch. Es ist kein Ende in Sicht. Die Worte drängen sich auf. Sie bleiben. Fragen tun sich auf.
Ich höre Stimmen. Sie kommen von draußen. Menschen reden. Sie scheinen wichtig. Ich kann sie nicht verstehen. Sie sind zu weit weg.
Ich wende mich wieder dem Text zu, der geschrieben werden möchte. Der Raum wird still. Nur das Geräusch der unbeschriebenen Seiten ist zu hören. Ich fühle mich verloren zwischen den Worten, die ich denke, die nicht herauswollen. Es gibt keinen Ausweg.
Mir fehlt die Orientierung. Die Gedanken mäandern. Es gibt einen innerlichen Druck. Eine innerliche Erwartung. Ich betrachte das Fragment. Der Mensch ist in der Zeit fragmentiert. Der Mensch ist Teil der Maschine.
Ich stehe auf. Der Raum wird kleiner. Oder größer. Die Stimmen in meinem Kopf bleiben. Was soll ich tun? Ich gehe zur Tür. Die Schritte sind schwer. Oder leicht. Die Welt draußen bleibt unbekannt. Unbekannt.
Ich hebe meine Leica ans Auge und löse aus.
Ich halte die Leica in der Hand. Sie ist schwer. Kalt. Ich schaue durch den Sucher. Die Welt erscheint anders. Ich gehe hinaus. Ein paar Menschen laufen vorbei. Ich ziele auf einen. Der Blick ist fokussiert. Der Moment muss festgehalten werden. Ich drücke den Auslöser. Ein leises Klicken durchbricht die Stille. Ich betrachte das Bild in meinem Kopf. Es ist nicht genug. Ich suche nach dem Nächsten.
Ich halte an. Der Ausschnitt ist gesetzt. Ich löse aus. Der Moment ist flüchtig.
Ich sehe mich um. Die Stadt ist still. Die Bilder in meinem Kopf sind unvollständig. Ich gehe weiter. Die Leica in der Hand. Sie hält das, was ich nicht festhalten kann.
Die Anspannung bleibt. Ich kann nicht bleiben. Die Menschen sind schnell. Sie tragen ihre Geschichten. Ich bin ein Zuschauer. Ein Beobachter.
Ich betrachte die Bilder in meinem Kopf. Jeder Klick ein Fragment. Ein Versuch, die Zeit zu bewahren.
Die Welt offenbart sich durch Dinge, die den Menschen umgeben. Er nimmt diese Dinge wahr, sie stehen ihm gegenüber. In ihrer Gegenwärtigkeit weisen sie auf das Wesen dieser Welt hin. Diese Beziehung ist nicht einfach; sie erfordert ein Verständnis für das, was die Welt uns anbietet und welche Fragen sie aufwirft. Die Begegnung mit dieser Welt geschieht nicht nur durch Wissen, sondern auch durch das Handeln. Der Mensch handelt, um sich einen Platz in der Welt zu schaffen. Das Handeln ist ein Ausdruck seiner Sorge um das eigene Dasein. Der Mensch ist darum bemüht, seine Möglichkeiten zu erkennen und zu verwirklichen. Die Zeit ist hier entscheidend. Der Mensch ist nicht nur in der Gegenwart, sondern sein Dasein ist ein immerwährender Prozess, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verknüpft. In der Reflexion über die eigene Geschichte und deren Einflüsse auf die Gegenwart entfaltet sich das Verständnis für die Welt. Orientierung geschieht nicht in einem Vakuum. Sie ist das Resultat der Auseinandersetzung mit dem, was uns umgibt. Der Mensch ist Teil eines größeren Ganzen; er ist nicht losgelöst, sondern eingebettet in ein Netz von Beziehungen. Diese Relationalität ermöglicht ihm, sich zu orientieren.
Im Tempel der Nicht-Form, mit dem Wissen der Toten.
Ich sitze in einem Raum. Vor mir ein Tisch. Darauf ein PC und ein großer Monitor. Ich betrachte die Bilder. Des Tages. In meinem Kopf. In meiner Studierzelle. Ich suche nach Anhaltspunkten. Ich lese die Informationen aus. Ich schaue nach den Orten auf der Karte. Ich bringe Ordnung in die Sammlung der Bilder. Stichworte. Kategorien. Orte. Personen. Pflanzen. Gebäude. Sehenswürdigkeiten. Alles, was die Technik erkennen kann. Ich computiere die Fragmente zu neuen Bildern. Die Realität ist eine andere. Punkte setzen sich zusammen zu Bildern. Oben. Unten. Rechts. Links. Vorne. Hinten.
Im Taijiquan richte ich mich nach meiner Mitte aus. Das ganze Training basiert darauf, seine Mitte zu finden. Seine Mitte zu spüren. Sich seiner Mitte gewahr zu werden. Präsent sein. Dasein. In-der-Welt-Sein. Aus der Mitte entspringt der Fluss des Lebens. Alles fließt. Endlos. Einmal Yin. Einmal Yang. Diese beiden Pole umschließen das Universum.