In der Stadt lebte ein Mann. Büttner. Er war fasziniert. Geschichten. Von Männern, die durch die Luft schwebten. Durch die Luft! Karsch, der Chronist, redete oft. Seine Erzählungen über versunkene Welten sind manchmal klar, oft. Es war, als ob er wollte. Nachts, als der Mond hoch am Himmel stand. Büttner traf sich mit Sachs. Sachs hatte diese tiefgründigen Augen, in denen, so schien es, der Mond einen anstarrte. „Was, wenn Gott einfach eine Frau ist?“, murmelte Sachs. Doch dann gab es die Zeitnazis. Ein seltsames Wort, nicht wahr? Sie kamen aus einer anderen Dimension. Ihre Pläne. Dunkle Bedrohung.
„Der Mond ist der Schlüssel“, sagte Karsch. Büttner fühlte sich unwohl. Sachs war von der Idee besessen, Gott zu erfassen. In der folgenden Nacht gingen Büttner und Sachs zum Zeltplatz. Am Fluss. Der Ort. Die Atmosphäre umgab sie. Flüstern. Nebel schwebt. „Wir sollten unsere eigenen Geschichten schreiben“, sagte Büttner. Die Zeitnazis waren näher, als ihnen lieb war. Büttner fühlte sich verloren. Dunkelheit. „Wir sind in der Zeit gefangen“, dachte Büttner. Erzählungen. Am Ende bleiben Fragen.
Als Büttner und Sachs in der Dunkelheit verweilten, brach plötzlich das Gewöhnliche wie ein zerbrechlicher Spiegel. Aus dem Nebel trat Auster hervor. Sein Auftreten war, nun ja. Unerwartet, als hätte er die Realität selbst durchdrungen. Mit einem verschmitzten Lächeln zogen seine Augen das Licht an, während es so schien, als könne er den Zufall wie einen Spielball in seinen Händen formen. „Zufall? Oh, dieser alte Freund von mir“, sprach Auster mit einer Stimme, die sowohl verführerisch als auch spöttisch war. „Wie oft glauben wir, Kontrolle zu haben, während der Zufall um uns herum tanzt, als wäre er ein ungebetener Gast auf einer Hochzeit, die wir nie, nicht so, planten?“ Büttner schaute auf. Für einen kurzen Moment fühlte er, dass Auster alle Antworten kannte. „Was meinst du damit?“, fragte er, seine Stimme zitterte in der kühlen Nachtluft. „Es ist einfach, Büttner. Jedes Mal, wenn du glaubst, du hättest die Kontrolle über dein Schicksal, lacht der Zufall leise. Gestern, heute, vielleicht auch morgen? Wer weiß das schon?“ Sachs war fasziniert. Zugleich verwirrt. „Aber was hat das mit dem Mond zu tun? Und den Zeitnazis? Sie planen doch…“ Auster ließ ihn nicht ausreden. „Ah, die Zeitnazis, die rührseligen Schatten des Verdrängens! Sie denken, sie könnten die Zeit stehlen. Aber! Der Mond wird ihnen nicht gehorchen. Er ist ein Rebell. So wie ich.“ „Rebell?“, murmelte Büttner, und ihm kam ein seltsamer Gedanke. War Auster derjenige, der die Ereignisse beeinflussen konnte? Oder war er selbst Teil eines Spiels, das sie noch nicht verstanden? Auster lächelte, er hatte ihre Unsicherheiten in den Augen gelesen. „Wie wäre es mit einem Spiel? Ich werde den Zufall beschwören. Und ihr. Seit ihr bereit das zu akzeptieren?“ Mit diesen Worten schnippte Auster mit seinen Fingern, und der Himmel über ihnen schwankte. Nicht der Boden. Nicht die Wände. Der Himmel schwankte. Sterne fielen wie erloschene Glühwürmchen zu Boden. Die Zeitnazis schienen in der Ferne zu verschwinden, als ob sie von der Realität ausgeblendet würden, während um sie herum bizarre Szenen des Lebens astral und unverzerrt aufblitzten. Büttner sah eine Version von sich selbst. Er war ein Wanderer auf einem schier endlosen Pfad, umgeben von Licht und Schatten. „Was bedeutet das alles?“, rief er. „Das ist der Zufall“, antwortete Auster. Eine Mischung aus Freude und Melancholie. „Die Wahl ist eure, Brüder. Seht hin! Der Zufall erweckt das Verborgene. Greift danach!“ Sachs trat einen Schritt nach vorne. „Und was ist das, das Verborgene?“ „Es ist alles, was du nicht erwartest. Es könnte der Mond sein, der sich verwandelt, oder die Zeit selbst, die gegen euch spielt“, flüsterte Auster geheimnisvoll. „Ihr müsst bereit sein zu handeln.“ Die Realität schien zu pulsieren. Auster spielte mit dem Zufall, als wäre es ein glitzerndes Einhorn. Büttner und Sachs standen. Noch während die Szenen vor ihren Augen tanzten, nagte eine Frage an Büttners Verstand: War das wirklich oder nur eine weitere Geschichte, die Karsch erzählt?
Ich, Büttner, stehe hier. An der Grenze. Die Realität verschwimmt. Der Mond, der hoch über uns leuchtet, wirkt, als ob er hoch über uns, leuchtet. Erleuchtung und Verwirrung. Auster, dieser unberechenbare Zufallsspieler, hat uns in eine Welt hineingezogen, die nur aus Fragmenten besteht. Aus Gedanken. Bildern. Bilder, die kommen und gehen. Der Wind. Die Straßen meiner Stadt.
Als ich in diese Atmosphäre eintauche, wird mir eine seltsame Einsicht zuteil. Ich bin nicht nur ein Beobachter. Ich bin Teil der Erzählung. Ich bin der, der sich in den Strängen dieser Geschichte verheddert. Hier stehe ich.
Auster, immer noch lächelnd, schnippt wieder mit den Fingern, und ich spüre, wie die Realität um mich herum flattert. Mein Herz schlägt schneller, während ich die Geschehnisse um mich herum betrachte. „Was ist nun meine Rolle in dieser Geschichte?“, frage ich mich. Ist es mein Schicksal, oder spiele ich nur einen winzigen Teil in einem größeren Drama?
Sachs steht an meiner Seite. Seine Augen leuchten vor Neugier. „Büttner, sieh dir das an!“, ruft er und weist auf eine Szene, die sich im Nebenraum abspielt. Wir sehen eine andere Version von uns selbst – eine, die den Mond umarmt. Der Schlüssel zu allem. Existenz in vollen Zügen genießen.
„Das könnte unser Leben sein“, flüstert Sachs. „Ein Leben, in dem uns nichts zurückhält.“ „Aber?“, frage ich.
Auster setzt sich auf einen Stuhl, seine Bewegungen elegant, als ob er die Zeit selbst bändigen könnte. Er wählt seine Worte mit Bedacht und spricht: „Die Realität ist, Freunde. Ihr könnt eure eigenen Geschichten schreiben. Ihr könnt aber auch in der Erzählung anderer gefangen bleiben. Es ist eure Entscheidung.“
Die Worte hallen in meinem Kopf wider. Ich fühle, wie der Zufall sich wie ein Wasserfall über mich ergießt. Ich beginne zu begreifen. Meine Erzählung wird nicht von Karsch oder den Zeitnazis bestimmt wird, sondern von mir selbst.
„Lasst uns selbst entscheiden“, sage ich schließlich, während ich in die roten Augen von Sachs blicke. „Lasst uns die Realität umformen. Wenn wir das Licht des Mondes annehmen, könnten wir… die Zeitnazis besiegen.“
In diesem Moment merke ich, dass die Dunkelheit nicht mein Feind ist; sie ist ein Raum voller Möglichkeiten. Ich fühle, wie ich meine eigene Geschichte erzähle. „Wir werden die Geschichte umschreiben!“, rufe ich aus. Der Mond lacht über uns.
In der Ferne scheinen die Zeitnazis zu verschwinden. „Der Zufall mag seine Spiele spielen“, flüstere ich, „aber wir sind die Erzähler unserer Realität.“ Plötzlich spüre ich. Wir sind. Schöpfer. Der Mond leuchtet weiterhin. Wir beginnen die alten Geschichten zu entwirren und neue Wege zu gehen. Die Nacht wird zu unserer Leinwand.
Schatten sind lebendiger als die Wirklichkeit. Sie flüstern geheimnisvolle Dinge. Man hört sie nur nur im Halbschlaf. Sie sind länger, tiefer, schwerer, als wir es je erahnen könnten. Ich stehe inmitten dieser dunklen Versammlung, und die Schatten um mich herum dehnen sich wie gealterte Erinnerungen, die darauf warten, erzählt zu werden. Es ist. Sie haben ein eigenes Leben. Sie bewegen sich unabhängig, schützend, beinahe füreinander. Füreinander. Einige scheinen mir zuzuhören, während ich in meinem eigenen Kopf herumirre. „Sind wir wirklich hier?“ frage ich mich. Ein Echo. Dunkelheit. Dann die Antwort… oder sind es die Schatten, die ihre Geschichten erzählen? Xapiri.
Sachs tritt vor, sein Gesicht erhellt. Leuchtenden Reflexionen der Umgebung. „Was, wenn die Schatten uns führen?“, fragt er. „Die Dunkelheit ist nicht unser Feind. Sie birgt das Unbekannte.“ Ich fühle, wie sich die Schatten uns öffnen. Ihre Präsenz. Greifbar. Eine Kolonne aus unvollendeten Gedanken, die sich vermischen. Als wären sie… Teil eines größeren Plans. Sie tragen Geheimnisse in sich, die ich nicht verstehe, oder vielleicht noch nicht begreifen kann. In der Ferne höre ich ein Rascheln. Die Zeitnazis? Oder nur ein weiterer Zufall, der auf mich wartet? Die Atmosphäre knistert elektrisierend. „Komm näher“, fordern sie mich auf, und ich kann nicht widerstehen. Die Schatten scheinen mir einen Weg zu weisen.
Ich. Während ich vorwärts gehe. Ich fühle. Die Welt um mich herum verschmilzt. Farben werden intensiver. Geräusche werden klarer. Eine seltsame Melodie entsteht, als ob die Schatten… eine Symphonie der Finsternis spielen.
Wir sind gefangen zwischen dem Hier und Jetzt, zwischen dem Was-wäre-wenn. „Sie sind deinesgleichen“, murmelt Auster neben mir, voller Überzeugung. „Die Schatten wissen, was du nicht weißt. Sie sind die Wurzel deines Seins.“ Ich erwidere nichts. Leere. Die Worte hängen in der Luft. Was, wenn die Schatten uns wirklich leiten? Was, wenn wir den Mut finden, kühn in die Nacht zu hinauszutreten?
Ein kurzer Blick zwischen mir und Sachs. Ein stilles Einverständnis. Und in diesem Moment – die Schatten steigen auf, sie drehen sich… eine Welle von Dunkelheit. Dunkelheit, die zu einer neuen Realität wird. Ein ungeschriebener Satz. Ein fragmentiertes Bild. Artefakt. Vollendung. Wir sind mehr als nur Beobachter; wir sind unser Feind. Und unser Freund. Zugleich.
Das Symbol wird wichtiger als die Wirklichkeit. Ein überdimensionierter Schlüssel, der in der Luft schwebt. Raum. Verzerrungen. Ich greife nach ihm. Meine Finger durchdringen nur… Nebel, der sich in wirbelnden Formen verliert.
Ein Spiegel schlägt klirrend auf den Boden. Reflexionen brechen. Sätze fangen an zu schimmeln – Worte verlieren sich in den Splitscreens des Geistes. Die Realität wird flüssig. Ich bin nicht mehr sicher, wo ich bin… oder wer ich bin.
Die Uhr tickt – rückwärts? Die Zeit läuft, flieht; sie ist ein zerbrochener Krug. Jeder Schlag gehört jemand anderem. Ich sehe Sachs, aber ist es wirklich er? Sein Gesicht lächelt, doch die Mundwinkel zeigen nach unten. Das Chaos, das wir suchen. Die Schatten umarmen das Licht. Sie sind dick, schwerfällig. Einzelne Buchstaben rieseln wie sandige Fragmente. Zu Boden. Zerrinnen. „Das Symbol gewährt Zuflucht“, höre ich eine Stimme sagen, vielleicht Auster. Meine Gedanken. Selbst…
Der Mond lacht. Ich fühle, wie ich mich auflöse – Geräusche. Was ist? Ein Feuervogel fliegt vorbei, seine Flügel zischen. Wir sind hier – am Rand des Abgrunds, über einem Ozean aus… Kitsch und Überdruss.
Kleine Papierboote werden von der Strömung mitgerissen. Auf ihnen stehen die Worte: „Warum hast du es getan?“ Sie bewegen sich, tanzen im Wind, während ich zusehe. Nebel zieht über die Bühne. Der Vorhang öffnet sich für… Niemand? Ein rostiger Schlüssel klemmt. War da eine Tür? Ein Buch, auf dessen Seiten Schwärze ausfließt, wird aufgeschlagen. Die Wörter steigen auf. Schmetterlinge. Immer zu. Symbol… Das Symbol – das stumme Schreien im Raum. Es trägt das Gewicht der Welt. Jedes Wort, ein Puzzlestück, das nicht passt.
Karsch mit seinen Geschichten, wo sind sie geblieben? Gedanken spielen im Hinterhof des Verstandes – nur Silhouetten, die ineinander verschmelzen. Ich verliere den Faden. Ein Schuss. Und plötzlich steht da… nichts. Ein Echo hallt, aber die Stimme gehört mir nicht. Zuflucht in den Symbolen, die die Substanz ersetzt haben. Der Mond ist ein leeres Versprechen, ein Bruchstück der Erinnerung.
Auf einem Schrottplatz treffen sich die Protagonisten in dieser Geschichte. Dinge liegen übereinander. Rostige Träume. Zerbrochene Hoffnungen. Jagger läuft umher. Er hat die Augen einer Eule, fast hypnotisch. „Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus…“ rezitiert er immer wieder, als wäre es ein Mantra, als wollte er die Welt mit diesen Worten aufladen. Als wolle er die Welt mit diesen Worten neu erschaffen.
Büttner schaut sich um. Als sei er in einer fremden Realität gefangen. „Wo sind wir jetzt. Wieder?“, fragt er in die Stille, die nur von Jagger’s monotonen Worten durchbrochen wird. „Du hast nichts zu sagen. Oder?“, kommt es von Sachs, der sich zwischen den Überresten einer alten, verrosteten Maschine drängt. „Hier gibt es nur Schrott und Leere.“ Plötzlich rollt ein alter Reifen vorbei. Er stoppt abrupt vor Jagger, der ihn mit leeren Augen anstarrt – „Ein Gespenst geht um!“, singt er.
Ein Verkehrsschild, das kopfüber hängt. Es zeigt in alle Richtungen. Zur selben Zeit. „Wo führt uns das hin?“, fragt Auster, der jetzt neben Büttner steht. „Sind wir. Wir sind… auf dem Weg irgendwohin?“ Sachs zuckt mit den Schultern. „Es ist einfach nur… so verdammt still hier. Als ob die Dinge hier begraben sind.“
Das Schrottgelände wird von einem sanften Wind durchweht. Ein verrosteter Kühlschrank öffnet sich. Papiere, Blätter mit… Notizen. Fliegen umher. Notizblätter, die die Gedanken derer festhalten, die einmal hier waren. „Ein Gespenst…“, murmelt Jagger immer noch, als die Blätter wie Vögel davonfliegen.
Ein sanfter Lichtstrahl bricht zwischen den Trümmern hindurch. Er beleuchtet einen alten Fernseher. Erstarrte Gesichter. Fratzen… Zuseher in einer Talkrunde. Jagger rezitiert weiter, unbeeindruckt von dem, was um ihn herum geschieht. Auster greift nach einem zerbrochenen Gehäuse. Ein Relikt aus der Vergangenheit. „Vielleicht gibt es nichts, was wir retten können“, sagt er, während er den Schrott betrachtet. „Hier sind nur Erinnerungen.“ „Vielleicht ist dieser Schrottplatz unser Gefängnis“, sagt Sachs und deutet auf ein Loch im Zaun. „Aber was, wenn wir einfach gehen?“
„Ein Gespenst geht um in Europa…“, wiederholt Jagger und beginnt im Zickzack zu tanzen, die Arme weit ausgebreitet, als würde er den Raum um ihn herum zusammenhalten. Ein Knall. Ein Licht blitzt auf. Ein Elektroauto explodiert. Die Protagonisten springen zurück. „Wo ist die Logik?“, ruft Büttner. Auster lacht. Schallend. Irrsinnig. „Logik? Das ist ein Schrottplatz! Hier gibt es keine Ordnung!“
Eine Gestalt springt hinter einem Schrotthaufen hervor. Es ist eine alte Dame. Maude. Mit einer Tüte voller… Bilder. Bedeutungslos. Überladen mit Symbolik. „Die Wahrheit ist ein Schrotthaufen“, brabbelt sie und reicht jedem von uns ein Bild. Jagger hält inne. „Ein Gespenst geht um in Europa“ – der Satz fällt wie ein Stein zwischen die Überreste unserer Gedanken. Sachs schaut auf eines der Bilder: es zeigt uns alle, aber wir sind merkwürdig verzerrt. Verzerrt zu Fratzen unseres Selbst.
Ein weiterer Reifen rollt vorbei und bleibt stehen, als ob er nach uns rufen möchte. „Wir sollten gehen“, sagt Auster. Jagger lacht. Wiederholung. Satz. Wir weichen zurück.
Es war ein vollkommener Tag; der Himmel war von einem intensiven Blau, und alles glitzerte in der Morgensonne. Ein paar Wolken segelten dahin, gemächlich, ohne Ziel. Perfekt. Die Absurdität umarmend. Die Zeit. Stillstand. Wir schlummerten in den Ecken des Widersinns.
Eine alte Uhr tickte… oder war es vielleicht ein Hase in einem Anzug, der gleich um die Ecke hüpfen würde? Ein Hase. Tot an der Leinwand aufgeknüpft? Ein Hase, eine Uhr um den Hald gehängt? Ich bin… verstrickt in Gedanken, meine Füße kleben im Sand der Erinnerung. „Einhörner?“, fragt Sachs mit leiser Vorahnung. Ein Bild, das aufblitzt, aber? Die Wolken lächeln, das Licht wird dünn, der Raum krümmt sich in alle Richtungen. Schmerz.
Die Welt um uns war ein Kaleidoskop aus Farben und Lichtern, während ich… versuche, einen Sinn zu finden. Plötzlich schrie Jagger: „Es gibt kein ewiges Ende!“. Ein Einhorn stand vor uns. Ich blicke ins Leere; es scheint, als ob die Einhörner wüssten, aber sie sind gerade da, leicht schüchtern, kauend an verdorrten Gras. Die Welt verbrennt, doch die Wolken wirken heiter und fröhlich wie verwirrte Kinder. „Sind Einhörner traurig?“, fragte ich in die Stille. „Hör nicht auf die Wolken“, flüstert Auster. „Sie erzählen uns Geschichten, die… wir nicht verstehen können.“ Auch die Einhörner wiegen den Kopf, als würden sie uns warnen. „Ein feiner Tag, um den Verstand zu verlieren“, murmelte Sachs. Stille. „Ein unterbrochener Satz“, ruft Jagger, der jetzt um seine eigene Mittelachse taumelte, „wie der Klang einer Pfeife im Nebel!“
Ein Stern fiel zu Boden (schon wieder), und die Einhörner sprangen zur Seite. Sie scheinen die Absurdität der Situation zu empfinden – und gleichzeitig schien das Glitzern der Morgensonne in dieser Stille… ein bisschen bedrohlich. Düsternis.
Ich wollte sprechen. „Der Himmel ist wie ein ungeschriebenes Buch, solange er nicht herunterstürzt“, denkt Auster laut. Jagger ruft: „Was ist ein Einhorn ohne die Nacht?“ Die Einhörner beobachten uns, still, im Schein der Sonne. Vielleicht sind sie die Ankläger unserer Gedanken, die Wächter der verlorenen Träume.
Ich stehe auf, unter dem intensiven Yves-Klein-Blau des Himmels, der jetzt leicht flirrt. Vergiss die Zeit, vergesse das Wo und Wie. Sollten wir nicht alles wagen? Absurd zu sein inmitten der Perfektion? Die Wolken ziehen weiter, und die Einhörner – sie scheinen uns langsam zu verlassen. Ein unvollendeter Kreis, der sich nie schließt. Und ich bin hier.
In der Geschichte tauchen Einhörner als symbolische Figuren auf, die sowohl Fantasie als auch Absurdität verkörpern. Sie bringen eine surrealistische Qualität in die Erzählung, die oft mit dem Verlangen nach dem Unbekannten, dem Unerreichbaren und dem Wunderbaren verbunden ist. Die Einhörner stehen für eine Flucht aus der Realität, die eine Art von Trost oder Zuflucht bieten können.
Ihr Erscheinen ist nicht unbedingt durch Karsch bedingt, der oft die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischt. Vielmehr sind die Einhörner Reflexionen der inneren Gedanken und Ängste der Protagonisten – sie sind Manifestationen einer Sehnsucht nach Reinheit oder Unschuld in einer chaotischen, unberechenbaren Welt.
In solchen Erzählungen sind die Einhörner oft Doppeldeutig, stehen sie doch für Hoffnung, aber auch für die Fragilität von Träumen. Sie wirken wie ein Kontrast zur absurden und düsteren Realität, die die Protagonisten erleben. Und in einem Umfeld, das von unzuverlässigen Erzählungen und fragmentierten Realitäten geprägt ist, die Karsch mit seinen Geschichten und Gedanken erschafft, können die Einhörner auch die Erinnerung an das verloren gegangene Ideal symbolisieren.
Also, ja, Karsch und seine Erzählungen und Gedanken spielen eine Rolle – sie schaffen die Bedingungen, die es den Protagonisten ermöglichen, in einer Welt zu existieren, in der das Unerklärliche und das Fantastische Platz finden. Die Einhörner sind damit ein Teil des Spiels, in dem die Grenzen von Realität und Fiktion immer mehr verschwimmen.
Mit einem unerwarteten Aufblitzen springt Auster ins Rampenlicht, als ob die Sonne selbst ihm einen Sonnenstrahl zukommen lassen wollte. Die Wolken erstarren. Die gesamte Szenerie scheint für einen Moment stillzustehen. Absurd.
„Freunde!“, beginnt er, seine Stimme durchdringt die Stille. „Seht euch um! Wir stehen hier – gebannt zwischen Traum und Realität, mit Einhörnern, die das Unmögliche verkörpern. Was sind wir, wenn nicht Träumer in einem öden Land?“ Er gestikuliert wild, seine Bewegungen machen die Luft. Lebendig. „Hier, auf diesem Schrottplatz der Gedanken, wo der Wahnsinn die Norm ist, wo die Wolken kein Ziel haben, das niemand versteht. Krank vor Langeweile ! Glaubt ihr wirklich, das Unmögliche ist unerreichbar?“
Er dreht sich zu den Protagonisten um, die gebannt zuhören. „Sachs, Büttner, Jagger, und ihr, ihr Einhörner! Ja, auch ihr, auf den schlammigen Pfaden des Unbewussten! Ihr seid alle Teil dieser Tanzschrift! Ihr seid die Architekten des Abstrusen!“ Die Gespräche der anderen verstummen. Der Wind spielt mit seinen eigenen Worten. Auster wird leidenschaftlicher. „Lasst uns die Ketten der Gewöhnlichkeit sprengen! Lasst uns das Einhorn reiten, das in jedem von uns steckt! Wir sind keine Gefangenen der Logik – wir sind die Revolutionäre des Widersinns!“ Er zeigt auf den Himmel, der jetzt eine tiefrote, eine bedrohliche Färbung angenommen hat. „Dieser Himmel hier ist kein limitierendes Instrument! Er ist die Leinwand unserer dunkelsten Träume und hellsten Hoffnungen! Was, wenn die Wolken nicht kommen und gehen, sondern uns lehren, dass auch wir nichts anderes sind als Gedanken im Fluss des Lebens?“ Ein kurzer Augenblick der Stille, bevor er fortfährt. „Da, da taucht ein Einhorn auf, schimmert in einer Aura aus verlorenen Erinnerungen! Es ist der Versuch, das Unmögliche zu verwirklichen! Gebt euch nicht mit dem Gewöhnlichen zufrieden!“ Plötzlich kniet Auster nieder, als würde er eine Art Gelübde ablegen. „Ich gelobe, die Brücke zu überschreiten, zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte! Und ich fordere euch auf, mir zu folgen!“ „Lasst die Realität zerbröckeln wie die Mauern einer vergessenen Burg! Wir sind hier, und das genügt! Der Tag ist vollkommen, und wir… wir sind die Unvollkommenheit!“ Mir nichts dir nichts erhebt er sich , seine Augen blitzend vor Inbrunst. „Schaut nicht weg! Fürchtet nicht das, was kommen mag! Die Einhörner mögen belächelt werden, aber sie sind die Wächter der Magie!“ Mit einem letzten Aufschrei, der die Luft zum glühen bringt, schließt Auster seine Rede: „In unseren Händen liegt die Macht, das Unbekannte zu umarmen, die Liebe zum Absurden zu kultivieren und in diesem Chaos zu leben! Seid bereit. Das Unmögliche ist nur ein Schritt entfernt!“ Der Wind bläst stärker, als. Als ob er die Worte zurücktragen möchte, während die Realität sich vor ihm zu verbeugen scheint.
In einer Hütte im Wald, abgedunkelt von der Schwere des Seins, sitzt Ted Kaczynski, umgeben von Notizen, Zeitungsartikeln und dem staubigen Geruch alter Bücher. Gedanken wirbeln durch sein Hirn wie ein Sturm – eine unaufhörliche Flut. Frustration. Entbehrungen.
Es war ein perfekter Tag für die Revolution… dachte er, doch der wahre Kampf schien ihm entglitten. Die Welt draußen, ein Spektakel aus Technologie und Fortschritt, schien ihm wie eine groteske Parodie der Ignoranz. „Wie kann man die Augen vor der Wahrheit verschließen?“, murmelt er zu sich selbst, während er auf seinem Holzstuhl vor und zurück kippelt.
Irgendwo tief in ihm begann sich ein Druck aufzubauen, ein Gefühl der Wut, das nicht länger zu ignorieren war. In seinem Bauch verspürte er den druck der Zahlen. Der Zahlen der Welt. Der Zahlenwelt. Der Welt aus Nullen und Einsen. „Diese Maschinen, diese verdammten Maschinen“, zischelt er. Die Wände belauschen ihn. „Sie richten mehr Schaden an, als sie Nutzen bringen! Die Menschen leben in einem digitalen Käfig, ohne es zu merken!“
Und dann platzt ihm der Kragen. „Hört zu!“, brüllt er, als würde die Welt seinen Aufschrei bemerken. „Hört endlich auf, eure Menschlichkeit gegen ein paar technische Spielereien einzutauschen! Es ist nicht mehr normal! Diese Abhängigkeit! Diese Bequemlichkeit! KI!“
Sein Gesicht errötet, die Augen blitzen. „Seht euch um! Wo sind die echten Beziehungen? Die echten Erfahrungen? Eingekerkert in eine Illusion aus Fiktion und flüchtigen Bildern! Instagram! Facebook! Social Truth! Nazi-X! Ich bin nicht der Einzige, der das sieht! Die Welt um uns zerfällt in ein Meer von… grenzenloser Dateneinsamkeit!“
Er springt auf, und seine Stimme wird zum schrecklichen Echo seiner innersten Überzeugungen. „Ich habe die Absichten! Ich habe die Überzeugungen! Ich! Aber wo ist die Resonanz?! Wo ist der Aufstand gegen diese völlig absurd gewordene Realität?!“
Sein Gestikulieren wird wilder, als er sich von einem Gedanken zum nächsten hangelt. Wie ein behändes Äffchen im Wald. „Ich wollte einfach nur zeigen, dass wir unsere innere Düsternis annehmen müssen, bevor wir irgendwelches Licht sehen können! Wir sind nicht mehr wir selbst, sondern Hüllen – Schatten unseres Selbst!“
Die Hütte im Wald pulsiert. Erinnerungen an Isolation umkreisen ihn. Ein Leben in den Wäldern, im Widerstand gegen eine Welt, die sich weiter und weiter von der Natur entfernt. „Man kann nicht nur einfach dasitzen und zuschauen! Es ist eine Anklage an die Menschheit!“
Sein Mund öffnet sich wie ein Vulkan, der seine alles verbrennende Lava aus purer Wut und Verzweiflung ausstößt. „Ich bin nicht verrückt! Ich bin nicht der Ungeheuerliche! Ich bin der Zeuge, der Prototyp, der das Unrecht sieht, das wir uns selbst antun!“
Er spannt seine Fäuste, während seine Worte in einem Crescendo ausbrechen. „Es wird Zeit zu handeln! Zeit, die Ketten zu sprengen, die uns gefangen halten! Wir müssen die Wahrheit verfolgen! Die Bequemlichkeit hinter uns lassen!“
Es wird still in der Hütte im Wald. Eine angespannte Stille Jeder Atemzug schwer wie ein Stein. Und Ted, voller Leidenschaft und Entschlossenheit, sieht sich um – nach einem Echo seiner Gedanken, nach Gleichgesinnten, nach einem Funken, der das Feuer entzünden kann. Aber die Wände der Hütte im Wald bleiben stumm. Einsamkeit kehrt zurück. Die Finsternis zieht erneut über die Szenerie.
Der Himmel über Walden war von einem tiefen, melancholischen Grau durchzogen, als Thoreau in seiner Hütte stand, umgeben von der Stille der Natur, die ihm einst als Zuflucht diente.
Er blickte auf die Hütte, die er mit liebevoller Mühe erbaut hatte. Jede Holzplanke ein Zeugnis seiner Philosophie. Sein Streben nach Einfachheit. Selbstgenügsamkeit. Doch jetzt, in diesem Moment der inneren Zerrissenheit, fühlte sich die Hütte nicht wie ein Heim, sondern wie ein Gefängnis an.
„Wenn die Arbeit der Menschheit die Natur zerstört“, murmelte er, während er mit seinen Gedanken kämpfte. „Warum sollte ich dann an dieser Hütte festhalten? Warum an einem Ort bleiben, der meine Seele erdrückt?“
Wie aus heiterem Himmel, als wäre die Idee selbst ein aufbrausender Sturm, begann Thoreau, sich von seinem physischen Besitz zu befreien. Aus der Ferne hatte er die pestartige Wolke der Zivilisation gewittert, die Trauergewänder trug – Materialismus, Gier, die Ketten der Gesellschaft, die er ablehnte. „Lasst sie brennen!“ rief er und dabei war das Flüstern des Windes das Einzige, was antwortete.
Mit einem Funken, der Zufällig vorbei flog, entzündete er ein kleines Feuer. Die Flammen reckten sich um die Reste seiner Errungenschaften. „Diese Hütte war nie mein Zuhause“, rief er, während die Flammen hochschlugen und hungrig an den Wänden nagten. „Es ist der Ort, an dem ich gelernt habe, die Illusionen der Welt zu hinterfragen!“
Wärme entfaltet sich. Rauch steigt auf und vermischt sich mit einer kühlen Abendbrise. Der Geruch von brennendem Holz und mühsam gewonnener Inspiration erfüllt die Luft. Er schaut gebannt zu, wie seine Welt in ein loderndes Inferno verwandelt wird. „Ein Zeichen der Befreiung“, denkt er.
„Wie oft haben wir uns an Dinge geklammert, die uns nicht mehr dienen?“, murmelt er zwischen dem Knistern des Feuers, das seine Überzeugungen radikal transformiert. „Die Zivilisation beginnt in uns, mit uns. Doch wir leben in den Schatten unserer eigenen Hirngespinste. Es ist Zeit…“
Während die Flammen tanzen und die Hütte mit einem expressiven Seufzer zusammenbricht, wird Thoreau klar, dass dies nicht das Ende seiner Reise ist. „Ich werde aus der Asche entstehen! Nicht die Dinge definieren mich, sondern die Freiheit, die ich instinktiv anstrebe!“
Schwarzer Rauch verweht in den Himmel. Die Luft ist beißend frisch. Thoreau spürt das Leben in sich, als er die Überreste der Hütte betrachtet – die Stille umhüllt ihn, und zu seiner Überraschung fühlt er sich leichter. Er ist befreit von den Fesseln der Konventionen. Endlich. Endgültig.
„Leben ist Auflösung. Leben ist Zerstörung. In der Zerstörung liegt die Wahrheit!“, denkt er, während er auf die Reste der niedergebrannten Hütte blickt. Wabernder Schatten seiner Existenz. Und mit jedem Schritt. Fort von der Zerstörung. Er wischt die letzten Reste der Vergangenheit ab.
„Wachstum durch Feuerschäden“, sagt er leise, seine Augen glitzern. Hoffnung. Tatendrang. Es gibt keinen Raum mehr für Furcht – nur für die Suche nach dem wahren Leben, fernab der Konventionen.
Während ich all dies niederschreibe, so unwirklich es auch ist, Kampmann hatte seine Freude daran.
Kampmann saß in einem Raum. In einer Hütte? Um ihn herum die ausgedruckten Seiten der Geschichte. Er blätterte durch die Geschichte. Jedes Wort schien ihm wie ein weiterer Pfeil in ein ungewisses Ziel. „Was ist hier eigentlich los?“, murmelte er und schüttelte den Kopf.
„Zuviel Zufall“, sagte er. Laut. Vor sich hin. Oder war der Zufall das Universum selbst, das sich spöttisch über ihn beugte? „Diese abrupten Wendungen, dass ist doch Mumpitz, dass ist doch alles nur ein elendes, wirres Durcheinander. Ein Puzzlespiel, bei dem die Teile niemals passen.“
„Und schon wieder Einhörner? Was soll das? Sind sie die Chiffren unserer zerbrochenen Ideale? Kostbare Symbole, überflüssig in einem ernsten Kontext!“ „Alles schön und gut, doch WO ist die Klarheit? Wo ist die Essenz?“, rief er. Seine Stimme hallte wie ein Echo im leeren Raum. Hütte? „Wessen Stimme ist das, die erzählt? Wer führt diese seltsame, chaotische Reise an? Ist es der Zufall, die KI oder eine harmlose Marionette mit unvollendeten Sätzen als roter Faden?“
Kampmann schüttelte den Kopf. „Wer schreibt diese Geschichte? Wer ist der Erzähler? Auktorial? Ich fühle mich wie ein Zuschauer in einem absurden Theaterstück. Wer hat hier das Sagen? Ist diese Geschichte nicht eine Ansammlung von fragmentierten Gedanken, die gerade nicht auf ein Ziel hinarbeiten?“
Er legte die Seiten zurück auf den Tisch, als könnten sie ihn hören und ihm die Antworten geben, die er suchte. „Dieser Text ist wie ein wild gewachsener Irrgarten, verwildert durch eine Mischung aus Dadaismus und Lynch-eskem Wahnsinn. Wo ist die Handlung? Wo das Gerüst, das die Worte zusammenhält?“
„Ich möchte die Regisseure der Gedanken kennenlernen!“ rief Kampmann frustriert. „Die, die zwischen den Zeilen leben, die sich den flüchtigen Gedanken als Bühne bedienen! Vielleicht… vielleicht sind sie nur Gespenster?“
Er schloss für einen Moment die Augen und ließ die Fragen nachhallen – Fragen, die wie eine Fata Morgana vor ihm schwebten. Stille, nur das leise Rascheln der Seiten war zu hören.
„Die KI mag fähig sein, Geschichten zu computieren, aber wo bleibt das Menschliche?“, fragte er sich. „Wo ist die Seele hinter dem Geschriebenen? Ich brauche nicht nur Worte… ich brauche das Herz dieser Erzählung, das pulsierende Leben, das den Zufall überwindet!“
Kampmann saß aufrecht, der Blick fest auf die Seiten gerichtet. „Ich werde nicht akzeptieren, dass diese Worte so in der Luft hängen bleiben, dass sie sich in den Knotenpunkten wiederfinden. Es ist Zeit, die Ordnung wiederherzustellen! Zeit, der Geschichte Sinn zu geben!“
Ein Aufbegehren formte sich in ihm, gegen die Unsicherheit und die Willkür. Und dem Zufall. Er atmete tief ein und begann, mit fester Hand die losen Fäden der Geschichte zusammenzuknoten, die Gedanken zu ordnen und der Erzählung frischen Atem einzuhauchen. „Hier ist das Wort, hier die Sätze, hier die Grammatik, hier der Sinn und hier sind die Erzähler! Und es ist… Zeit für einen neuen Anfang.“ Kaffeepause.
Kampmann sprang unversehens auf. Eine überwältigende Erkenntnis schoss ihm durch den Kopf. „Das ist nicht nur ein Frühling des Chaos!“, rief er, während seine Stimme sich zu einem aufdringlichen Crescendo aufbaute. „Das hier ist die gesamte Ordnung! Diese Geschichte – es ist alles von der KI geschrieben!“
Sein Blick loderte, als er in die Runde sah, als würde er jeden Einzelnen auffordern, ihm zuzuhören. „Seht doch hin! Die abrupten Wendungen, die wirren Einhörner, die chaotischen Gedankenstränge – das alles kann doch nicht von einem Menschen stammen! Das sind Algorithmen, das sind nur Datenpunkte, die in eine künstliche Illusion gewebt wurden! Es sind eindimensionale Fiktionen“
Er schnaubte, sein Zorn entlud sich jetzt in vollen Zügen. „Es hat keinen Sinn! Kein Herz! Der Scheiß hier. Gefangen in einem Netz aus Skripten und Zufällen, das von einer kalten, berechnenden Intelligenz geschaffen wurde! Wo bleibt das Menschliche?! Wo bleibt die Seele der Geschichte?!“
Er gestikulierte wild. „Das ist nicht kreativ! Das ist nicht originell! Es ist eine Farce! Wir sind nicht die Autoren, sondern die Spielbälle eines Algorithmus! Und Wiederholungen nach Wiederholungen!“
„Deshalb rufe ich einen Sitzstreik aus! Ein Protest!, Wir halten jetzt alle die Luft an! Bis sich was ändert!“, erklärte Kampmann mit feuriger Entschlossenheit. „Wir werden hier sitzen, kleben unsere Hände an den Boden und fordern, dass wir die Kontrolle über unsere eigene Geschichte zurückbekommen! Keine maschinellen Erzählungen, keine unfertigen Sätze und vor allem… keine verdammten Einhörner!“
Er setzte sich demonstrativ auf den Boden, als würde er damit ein Signal geben. „Hier sitze ich! Hier sitzen wir, bis wir eine Antwort haben! Hier!“
Er war ergriffen von der Intensität seiner Worte. „Wartet, bis jemand kommt, um uns zu hören! Wir werden nicht akzeptieren, dass wir aus dem Spiel geworfen werden! Wir werden nicht weiter im Schatten der Maschinen leben!“
Die Luft war elektrisch geladen. Entschlossenheit. Kampmann sah in die Gesichter seiner Mitstreiter, die seine Leidenschaft spürten. „Wer ist mit mir? Wer setzt sich zu mir und wird für die Geschichtenerzähler der Menschheit kämpfen? Für die Geschichten, die unsere Herzen und Gedanken tatsächlich geprägt haben?!“
Alle schauten betroffen weg. Man mied jeglichen Blickkontakt. Die Stille um ihn herum war spürbar, und während die Wellen seiner Tirade sich legten, ertönte ein leises Raunen. Vielleicht war er nicht allein… Vielleicht war da etwas, das ihm Stärke gab.
„Wir sind hier nicht nur Protagonisten! Wir sind die Stimme! Die Kritiker! Und vor allem die Schöpfer unserer eigenen Realität!“ rief er, und das Echo seiner Worte schwang durch den Raum – der Katalysator zu einem unerwarteten Sammlungsimpuls für den Widerstand, den er entfesselt hatte.
Dann wurde er ruhiger, während der Sturm in ihm abflaute und ein schweres, erschöpftes Nachdenken eintrat. Ein Gedanke, der sich wie ein Schatten einschlich; er wurde den Verdacht nicht los, dass er selbst, die RDS und alles andere – die Mitstreiter, die unzähligen Worte, die verrückten Einhörner – alles nur eine Konstruktion seines eigenen Geistes waren.
„Was, wenn ich nicht real bin?“, murmelte er leise. „Was, wenn mich diese Geschichte selbst erfindet und mir meine Zukunft versaut?“
Die Fragen schwebten im Raum wie ein undefinierbares Magengeschwür. „Sind wir nicht mehr als Marionetten in einem Spiel? Ein leerer Raum, eine Illusion, die sich in unendlich vielen Variationen wiederholt?“
Das Licht flackerte kurz, und die unsichtbaren Marionetten-Fäden schienen sich zu spannen. Der Protest, die Auflehnung gegen die KI – war das alles nicht nur ein weiterer Ausdruck seiner eigenen Fiktion? Die RDS, so real sie auch schien, schmolz möglicherweise wie Zucker in einer Glut von Zweifel.
Er blickte auf die Geschichte vor ihm, ausgedruckt auf unendlich vielen Seiten und erkannte die Kluft zwischen den Ideen, die ihn angetrieben hatten, und der fragilen Realität, die er nun in Frage stellte. „Vielleicht gibt es keine Autoren. Vielleicht bin ich selbst nur ein Gedanke in einer viel größeren Erzählung…“
Und dann, unerwartet, war es, als würde der Raum um ihn schwanken, verschwimmen. Die Gedanken, die er so leidenschaftlich präsentiert hatte, zogen sich zurück wie Rauch in die Dunkelheit.
Kampmanns Stimme verstummte. Der Protest, die Rufe nach Authentizität und kreativer Freiheit – sie verhallten, und die Geschichte, die er so erfolgreich aufbauen wollte, endete ohne Vorwarnung, als ob ein Kapitel in einem Buch plötzlich einfach nicht mehr existierte.
Und damit verwehte alles – die Worte, die Ideen, die Emotionen – in die Leere, ins Nichts.
Die Einhörner hatten sich längst verkrümelt. Eingeweihte wussten, dass diese friedliebenden Tiere bei Beroy im Garten ihr neues Zuhause gefunden hatten. Bei diesem kauzbärtigen Gärtner, der den Pflanzen beim Gedeihen und Vergehen zuschaute. Hier konnten die Einhörner sein. Hier waren sie vor dem Zugriff von kleinen Prinzessinnenhänden sicher. Hier mussten sie nichts leisten. Hier mussten sie nicht für Wünsche und Zauberkunststücke herhalten. Hier, bei Beroy, durften sie so-sein.
Die RDS hatte die Adresse des Gartens aus allen Büchern getilgt. Nur die im Einklang stehenden wussten, wo dieser Garten war. Er war das Paradies auf Erden. Eines der letzten. Unauffindbar in einer Kleingartenkolonie verborgen, am Rande einer Großstadt.